Mädchen von 12
Ich bin ein Mädchen von zwölf
bin so alt wie die Welt,
und bin grade angekommen
auf der Schwelle unsrer Tür.
Da ist ein Junge, den ich mag,
und ich bleibe einfach da,
und er küsst mich, alles ist
normal.
Keiner stört sich daran,
ich gehöre so dazu,
seine Eltern, seine Brüder
sind nur Schemen.
Und wir wachsen miteinander,
es gibt keinen andren Weg,
streiten uns und lieben uns,
bleiben da und zusamm.
Ich werd wohl zur Schule gehn,
kann mich kaum daran erinnern,
irgendwann sind wir verheiratet,
und dann
kommt ein Mädchen auf die Welt.
Weil ich weiß wie ich heiße,
geb ich ihr den gleichen Namen,
welchen sonst?
Und dann zwölf Jahre später
lassen wir den Kinderwagen
ihres Bruders in dem Zug
auf dem Umsteigebahnhof.
Und ich denke, dieses Mal
könnte ich mich dran erinnern,
mal den Wagen nicht vergessen,
aber nein.
Und dann kommen wir nach Hause,
in dem komischen Gewitter,
und mein Mann, ihr Vater schreit,
und es flackern die Wände,
und es ist, als hätt es niemals
da ein Mädchen gegeben,
erst ein paar Jahre später
steht sie plötzlich auf der Schwelle,
alles ist genau wie damals,
keiner weiß, wie es begann.